D.I.Y. NORM BLACK SERIES, Skulptur und Soundperformance, spielt mit Aufbau und Zerstörung von Material und Sound. Zwei Schlagzeuger sind an den Seiten der kaputten Kapelle aus Baugerüst und verbrannten überresten meines Ateliers positioniert. Mit Mikrofonen wird der Schlagzeugsound in einen Loopsyynthesizer eingespeist, den ich, in der Mitte des Aufbaus auf einem Bassverstärker sitzend, in der Hand halte. So kann ich ein Echo der zwei Schlagzeuge wiedergeben und dieses vervielfachen und verzerren, bis nur noch Störgeräusche (Feedback) zu hören sind, die wiederum als Stimme per Lautstärkeregler moduliert werden.
Schlagzeug: Leo Lazar, Evans Nierenz
Störgeräusche: Anik Lazar
Text von Julia Mummenhoff
Die Arbeiten von Anik Lazar verbinden Performance, Installation, Tanz und Skulptur. Sie wagen nichts Geringeres als das Spiel mit dem Gesamtkunstwerk, was vielleicht vermessen erscheinen mag. Das ihr bewusste und willkommene Scheitern aber erzeugt in diesem Fall die richtige Dynamik. Als Diplomarbeit an der HfbK-Hamburg errichtete Lazar einen Tempel aus Baugerüsten, Autoschrott, Spiegelglas und Beton, der zum Schauplatz eines opulenten mehrtägigen Festivals wurde, in dem klassische Formen bohèmistischer Aktivität und Dekadenz lebendig wurden. D.I.Y. NORM BLACK SERIES knüpft an diese Arbeit an und präzisiert sie. Diesmal ist das Destruktive, das sich in der Diplomarbeit erst mit der Abnutzung bzw. beim Abriss des Betonbodens herausstellte, von Anfang an mit dabei. Baugerüste bilden eine Ruine, als sei diese in den Raum gezeichnet. Sie besteht zum Teil aus verkohlten Überresten aus Lazars Atelier, das kürzlich vollständig ausbrannte, und heißt nun Black Series nach den Luxus-Sondermodellen einer deutschen Prestige-Automarke. Lazar arbeitet mit Stereotypen, die sie transformiert, auf der Suche nach neuen Interpretationen. Sie selbst tritt in ihren Installationen als Mischung aus indischer Kriegsgöttin, Teufel und Actionfigur auf. Aus einer Poledance-Nummer wird eine Aeskulap-Natter, aus einem Baseball-Schläger eine Zuckerstange, aus einem Mercedes-Stern ein Dauerlutscher, der nach Früchten schmeckt. Das Harte gibt sich süß, das Süße wiederum gemahnt an die Vergänglichkeit. Man muss sich die Dinge nehmen, sie sich aneignen, bevor sie einen vereinnahmen. Den Kernsatz der D.I.Y. Bewegung – Do It Yourself – zur Norm zu erklären, bedeutet: Es gibt nur eine Norm, nämlich die, sich die Normen selbst zu schaffen.